Tabellenführer trotzt Personalproblemen

Am vergangenen Samstag gastierte die Thalheimer Frauenmannschaft als ungeschlagener Tabellenführer in Zschopau. Schon länger stand fest, dass für dieses Spiel keine etatmäßige Torhüterin zur Verfügung stand. 24-Stunden vor Spielbeginn war es daher die wichtigste Aufgabe, diese durchaus nicht unwichtige Position neu zu besetzen. Folglich rückte jede Spielerin, die im Training mit langer Hose oder in Pullover erschien, in den Fokus der Traineraugen. Schnell war eine „Freiwillige“ ausgemacht und die Jüngste im Team – sonst eher als sichere 7 m-Werferin bekannt – durfte sich in der Motorradstadt das Torhütertrikot überstreifen. Weitere Ausfälle wurden beispielsweise durch die Rückkehr einer schon länger pausierenden Spielerin und durch unsere „Auswärtswohnenden“ aus Dresden, Leipzig und Jena kompensiert.

 

Die Trainer-Maxime lautete, durch eine konsequente Abwehrarbeit möglichst wenige Abschlüsse der Zschopauerinnen zu ermöglichen und im eigenen Angriff konzentriert zu agieren. Denn wenn keine Bälle auf das eigene Tor fliegen, können auch keine Gegentore fallen und wenn man im eigenen Angriff viele Tore wirft, ist ein Sieg auch bei verhältnismäßig vielen Gegentreffern möglich. Diese ausgeklügelte Strategie war im Wissen darum entstanden, dass die neue Tanne-Torhüterin zu Spielbeginn auf lediglich 60 Minuten Trainingserfahrung auf der ungewohnten Position zurückblicken konnte. Doch bereits in den ersten Spielminuten sollte sich herausstellen, dass die Sorge um Unsicherheiten auf der Torhüterposition völlig unbegründet waren.

 

Zwar konnte die Heim-Sieben mit ihrem ersten Angriff in Führung gehen doch in der Folge übernahmen die Thalheimerinnen das Kommando in der Motorradstadt. Im Angriff führten konzentriert abgeschlossene Kombinationen zum Erfolg und in der Abwehr wurde mit hohem Einsatz verteidigt. Dazu rieben sich die Zuschauer bei jedem Torabschluss der Zschopauerinnen verwundert die Augen – Fernwürfe, ein Strafwurf und sogar ein Konter wurden durch Aushilfstorhüterin Nina in der Anfangsphase souverän abgewehrt. Offensichtlich blieb währenddessen aber auch noch Zeit an die eigene Offensive zu denken. So behielt sie als 7 m-Werferin im ersten „Torhüterinnenduell“ die Nerven – 35 m-Sprint zurück in das eigene Tor inklusive. Die hervorragende Anfangsviertelstunde wurde durch den ersten von insgesamt zwei sehenswerten Rückraumtreffen unserer Rückkehrerin Naemi zum 1:7 gekrönt. In der Folge gestaltete Zschopau das Spiel ausgeglichener – auch weil wir im Angriff die ein oder andere Chance liegen ließen. Dennoch stimmte weiter der Einsatz der Thalheimerinnen in der Abwehr und zur Halbzeit leuchtete eine unerwartet deutliche 6:11 Führung von der Anzeigetafel.

 

Die zweite Hälfte begann mit mehr Hektik und das Spiel wurde nun ruppiger. Die Thalheimer Abwehr unterstützte die Torhüterin weiterhin konsequent doch im eigenen Positionsangriff gelangen nun kaum mehr herausgespielte Abschlüsse. Da aber die Tanne-Damen weiterhin trotz dünn besetzter Auswechselbank bei jeder Gelegenheit Tempo ins Spiel brachten wuchs der Vorsprung nach torarmen Anfangsminuten wieder kontinuierlich an. Das Spiel war nun auf beiden Seiten vermehrt von Einzelaktionen geprägt – sowohl in Abwehr als auch im Angriff meist mit besserem Ende für die Tanne-Damen. Als Aushilfstorhüterin Nina nach gut 50 Minuten nach ihrer letzten Parade auf ihre angestammte Position wechseln durfte, war das Spiel längst entschieden (11:21). Da auch die neue Aushilfstorhüterin Susi mit der ungewohnten Rolle hervorragend zurecht kam, gelang den Zschopauerinnen lediglich noch ein weiterer Treffer – mit der Schlusssirene durften die Thalheimerinnen einen letztlich ungefährdeten und hochverdienten 12:23 Auswärtssieg feiern.

 

Nach intensiven 60 Minuten lies sich das Spiel schnell zusammenfassen - „gewinnen ist schöner als verlieren“ - unabhängig von der Besetzung. Doch mehr noch als das hervorragende Ergebnis bleibt nach dem fünften Saisonspiel die Art und Weise in Erinnerung, wie eben jenes Ergebnis erreicht wurde. Auch wenn viele Spielerinnen vor dem Anwurf wussten, dass sie in Zschopau auf anderen als den gewohnten Positionen gebraucht werden würden, war von Beginn an eine positive Stimmung in der ganzen Mannschaft zu spüren. Mit viel Freude, Emotionen, Kampfgeist und Teamgeist wurde das Spiel begonnen und über die komplette Spielzeit dominiert. Und für einen stolzen Trainer bleibt weiterhin die Erkenntnis, dass für eine herausragende Leistung auf der Torhüterposition Training eine wohl lediglich untergeordnete Rolle spielt.

 

Weiter geht es für die Thalheimerinnen am 04.12.2022 mit dem abschließenden Heimspiel des Jahres 2022 gegen den HC Glauchau/Meerane III.

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Veröffentlichung

So, 20. November 2022

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